Enwie Kej – Gerade ist das neue Big Boi Solo-Album Boomiverse auf CD erschienen, Plattenliebhaber müssen sich leider noch bis zur Vinyl-Veröffentlichung am 30.6.2017 gedulden. Zugegeben, Big Boi kannte ich bis heute eigentlich so gut wie überhaupt nicht. Auch mit US-Rap kann ich eigentlich wenig anfangen. Umso erstaunter war ist, als sich bei mir die neue Big Boi Scheibe vorab auf dem Plattenteller drehte.

Mal ganz kurz zum Einordnen – wer ist dieser Große Junge eigentlich? Antwan André Patton, so sein bürgerlicher Name, ist der kongeniale Part von André 3000, auch bekannt als HipHop-Duo OutKast. Ah, ok – dann wohl doch schon mal was von ihm gehört. Nebenbei tritt Mr. Patton übrigens auch immer mal wieder als Schauspieler in Szene. Boomiverse ist nun das mittlerweile 3. Soloalbum von Big Boi, gespickt mit zahlreichen Gästen aus der HipHop und Rap-Szene. So holte er sich u.a. Snoop Dogg, Killer Mike, Gucci Mane, Jeezy und Adam Levine von Maroon 5 ins Studio.

Eines mal vorweg, mein Vorurteil, dass Rap/HipHop eintönig ist und nur von dumpfen und lauten Bässen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten lebt, muss ich hier schnell revidieren. Dieses Album zeigt, wie vielfältig diese Musik sein kann. Der Synthie-Opener Da Next Day kommt smooth um die Ecke, während Kill Jill (feat. Killer Mike und Jeezy) mit betörendem asiatischen Backround auffällt. Klischeehaft im blingbling-style dann der Track Mic Jack, dem Adam Levine im Refrain einen Maroon 5-Touch verpassen kann. The South feat. Gucci Mane und Pimp C ist für mich dann leichte Kost und eher belanglos, da ich keinen Wiedererkennungsmerkmal erkennen kann. Genauso Order of Operations – auch hier nichts wirklich Auffälliges. Klar, ein technisch sauber produzierter Track, der mich allerdings nicht erreicht. Ganz anders All Night mit deutlichem Südstaaten-Einschlag. Das Intro könnte so auch für einen Tom&Jerry Film funktionieren. Ein herrlich leichter Sommer-Track. Die zweite Scheibe der Doppel-Vinyl startet mit Get Wit It. Ein richtig feiner und lässig unaufgeregter Track a la Snoop Dogg. Overthunk feat. Eric Bellinger ist mir dann deutlich zu Boyband-mässig. Macht aber nichts, denn das Album steuert damit auf mein persönliches Highlight zu: Chocolate. Ein Wahnsinn, wie eine einzige Zeile, eigentlich ein einziges Wort einen derartigen Drive entwickeln kann, wie die Bässe hier fliegen! Gastsänger Trozé zeigt sich hier von seiner allerbesten Seite. Hervor zu heben ist für mich als Letztes der Beitrag Freakanomics der einfach ins Ohr geht und fast als Mainstream bezeichnet werden kann. Aber eben nur fast und mir gefällt er trotzdem.

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Insgesamt bin ich positiv überrascht. Das mit 12 Tracks bespielte Album präsentiert sich extrem abwechslungsreich, zudem sind kaum „Ausfälle“ vorhanden. Ganz im Gegenteil, mit Chocolate ist sogar ein Beitrag enthalten, der es auf mein persönliches „Sommer-Mixtape“ geschafft hat. Die Doppel-Vinyl ist ab dem 30.6.2017 im Handel erhältlich und kostet rappermäßig stolze 27 Euro. Dafür gibt es immerhin zwei Scheiben in außergewöhnlicher Farbe, ein Booklet mit den Songtexten und den digitalen Download-Code – kann man machen.

Tracklist Big Boi – Boomiverse (Doppel-Vinyl) amazon_icon

1 Da Next Day
2 Kill Jill
3 Mic Jack
4 In the South
5 Order of Operations
6 All Night
7 Get Wit It
8 Overthunk
9 Chocolate
10 Made Man
11 Freakanomics
12 Follow Deez

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