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Jack Johnson bleibt sich treu.

Jack Johnson setzt sich für die Umwelt ein. Foto: Morgan Maassen

Jack Johnson setzt sich für die Umwelt ein. Foto: Morgan Maassen

Enwie Kej – Vier Jahre nahm er sich Zeit, beobachtete die Welt und schuf All The Light Above It Too: Jack Johnson veröffentlicht am 8. September 2017 sein neues Album und reitet dabei auch eine politische Welle: Bodenständigkeit, Lockerheit, Einsatz für Klimapolitik und sein Interesse am politischen Weltgeschehen sind Teil des neuen Werkes.

Jack Johnson selbst und Robbie Lackritz produzierten das Album im Mango Tree Studio, in dem seit On And On (2003) jedes seiner Alben aufgenommen wurde. Obwohl auf einigen Tracks auch seine angestammte Band zu hören ist, hat Johnson weite Teile der Instrumentalaufnahmen selbst übernommen und so die Songs nach und nach um seine Gitarrenparts herum gestrickt. Obwohl dieser Ansatz bewusst ganz simpel und schlicht war, ist All The Light Above It Too insgesamt ein vielschichtiges Album, was den Sound und die vielen Stimmungen und Nuancen anbelangt.

Indem er auf das für ihn typische Melodieverständnis setzt und sich mal wieder als ehrlicher, nachdenklicher Storyteller präsentiert, funktioniert das Album insgesamt wie eine Art Auszeit: eine vertonte Verschnaufpause von den Ängsten und Problemen unserer Zeit – und das, obwohl er die vielen Missstände allesamt anspricht. Los geht’s mit dem Song Subplots, wenn Gitarren und zurückgelehnte Harmonien jene Weisheit umspülen, die schließlich zum Albumtitel werden sollte („All the light under the sun/And all the light above it too/It don’t shine for you“). Das üppig arrangierte und atmosphärische You Can’t Control It handelt daraufhin von Schönheit und Schmerz, die mit kollektiven Erfahrungen verbunden sind. Der sanfte Gesang von Sunsets for Somebody Else täuscht danach beinahe über die Bedenken hinweg, die Johnson in Bezug auf unseren Non-Stop-Medienkonsum artikuliert („Can this world not afford to sleep anymore?“). Auf My Mind Is For Sale sind es krasse Rhythmen und Gitarrenkaskaden, die ein paar der deutlichsten Zeilen des Albums untermalen: „I don’t care for your paranoid us-against-them walls/I don’t care for your careless, me-first-gimme-gimme appetite at all.“

Im Mittelteil von All The Light Above It Too hat Johnson ein paar Songs versammelt, die einen für den Moment die Probleme des Alltags vergessen lassen. Durchzogen mit Bildern von einem idyllischen Spontantrip – die Füße auf dem Armaturenbrett, abends das Lagerfeuer –, vertont Big Sur ganz klar eine solche Flucht aus der Monotonie: „Der handelt einfach davon, mal kurz vor all den Dingen abzuhauen, die sich eigentlich nicht vermeiden lassen. Einfach mit den besten Freunden an einen Ort zu fahren, wo man diese endlosen Gespräche führen kann. Ich meine solche, die eigentlich nur zu einem Ende kommen, weil man irgendwann auch mal kurz schlafen muss.“ Mit Love Song #16 präsentiert er dann nicht das erste Ständchen für seine Frau Kim und macht sich selbst dabei ganz schön rund: „Als ich den Song gerade zur Hälfte geschrieben hatte, zählte ich mal nach, wie viele Liebeslieder ich in all den Jahren schon für sie gemacht hatte… na ja, und das waren bis dahin mindestens 15“, so der Sänger. „Ein Großteil des Texts besteht aus witzigen Seitenhieben: Dass sie ja schon immer cooler war als ich, dass sie die Pixies schon kannte, als ich noch keine Ahnung hatte, dass sie die Dichter der Beat-Generation schon in der High School gelesen hatte, wo doch die meisten Leute sie erst später im College oder so für sich entdecken…“

Ausklingen lässt er das Album mit ein paar scharfsinnigen Beobachtungen über das Gute im Menschen und die Abgründe, die sich auch immer wieder auftun: Über hypnotisierender Slide-Gitarre und einem Folk-Fundament sinniert Johnson auf One Moon z.B. darüber nach, wie absurd Neid und Habgier doch sein können. „Ich war beim Campen mit meiner Familie, und wir unterhielten uns irgendwann darüber, dass andere Planeten ja mehr Monde haben als unsere Erde“, setzt er an. „Schließlich wurde daraus ein Witz: Dass wir neidisch sind auf diese anderen Planeten – schließlich gibt es da diese Regel, dass man doch immer zwangsläufig mindestens das haben will, was die Nachbarn haben…“ Über einem Fundament aus Beats und Bass verwandelt er auf Gather eine Metapher über Höhlenmenschen und Vertreter unserer Zeit in einen „Schlagabtausch zwischen Leuten, die übers schlichte Überleben nachdenken, und andererseits Leuten, die darüber nachdenken, ob sie sich nicht noch einen Kaffee holen sollen“, wie er sagt. Den Schlusspunkt der LP markiert Fragments: ein gedrosseltes Stück inkl. Gitarrensolo, was Johnson als Teppich ausrollt, um darauf all seine Sorgen und seinen Frust in einen optimistischen Ausblick zu verwandeln.

Insgesamt präsentiert sich die neue Platte musikalisch im bekannten Jack Johnson-Style. Und das ist gut so und erfüllt meine Erwartungen. Und wer die Vinyl für 23 EUR erwirbt, tut auch noch Gutes. Denn auch bei diesem Album wird ein großer Teil der Einnahmen in Johnsons gemeinnützige Projekte fließen: Der Musiker gründetete die Kokua Hawaii Foundation, die Umwelt-Bildungsprogramme an hawaiianischen Schulen unterstützt. Außerdem kümmert er sich um die Johnson Ohana Foundation, die sich weltweit für musikalische, künstlerische und ökologische Bildung einsetzt.

Tracklist Jack Johnson – All The Light Above It Too (Vinyl)

  1. Subplots
  2. You Can’t Control It
  3. Sunsets For Somebody Else
  4. My Mind Is For Sale
  5. Daybreaks
  6. Big Sur
  7. Love Song #16
  8. Is One Moon Enough?
  9. Gather
  10. Fragments

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