Enwie Kej – Es ist also doch so, wie das gute alte Sprichwort sagt – „Totgesagte leben länger“. Und eben dies trifft auch auf die Schallplatte zu. Wurde der bis dato beliebten schwarzen Vinyl-Scheibe von der „bösen CD“ im Jahre 1982 der vermeintliche Todesstoß versetzt, ist die LP mittlerweile wieder beliebter denn je.

Dass sich die Schallplatte wieder im Aufwind befindet, belegen auch die jährlich erfassten Verkaufszahlen des BVMI (Bundesverband Musikindustrie). Hier ist die LP der einzige physische Tonträger, der in den letzten Jahren einem kontinuierlichen Aufwärtstrend folgt. Wurden im Jahr 2008 nur noch etwa 500.000 Vinyl-Alben verkauft, stieg die Anzahl bis zum letzten Jahr wieder auf stattliche 3,3 Mio. Einheiten an. Im gleichen Zeitraum gingen die CD-Albenverkäufe übrigens um rund 40% zurück. Absolut gesehen verkauften sich 2017 zwar immer noch gut 60 Mio CDs, aber es geht ja auch um den Trend.

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Und auch die Musik-Industrie ist auf diesen Trend aufmerksam geworden. So stellte z.B. das Major Label Sony Music die LP Produktion im Jahre 1989 ein und legte sich auf die CD als Tonträger der Zukunft fest. Und nun Anfang des Jahres 2018 eröffnet eben dieser Musikgigant eine neue Schallplattenfabrik in Asien, um der immer weiter steigenden Nachfrage gerecht werden zu können. Und das ist nachvollziehbar, denn die Produktionskapazitäten sind überschaubar, die Technik veraltet und es fehlt an Mitarbeitern, die diese Technik überhaupt noch bedienen können. Zudem liegt es nahe, dass auch die Gewinnspanne in Zeiten von günstig-Downloads und Streaming-Flats durchaus interessant sein dürfte. Kaum ein neues Album im LP-Format geht heute noch für unter 20 Euro über die Theke.

Und dann sind da natürlich auch noch die Produzenten für die benötigte Hardware, sprich Plattenspieler und alles was dazu gehört. Auch dieser Industriezweig befindet sich im Aufwind. Nach Angaben des Statistik-Dienstleisters Statista haben sich die Umsätze durch Plattenspielerverkäufe in den letzten 2 Jahren auf 27 Mio. Euro verdoppelt.

Technics SL1200 GR (c) Technics
Technics SL1200 GR (c) Technics

Stellvertretend dafür soll hier die Neuauflage der beliebten Technics SL-1200 Serie erwähnt werden. Im Jahre 2010 stellte Panasonic die Produktion der Techniklegende ein. Gehandelt wurde der beliebte Player jedoch weiterhin – selbst für einen guten gebrauchten mussten wir vor 2 Jahren noch 500 Euro auf den Tisch legen. Jetzt kommt also die Neuauflage. In der GR-Version liegen diese heute bei 1.500 Euro, oder der geneigte Technics-Fan greift gleich zur 3.500 Euro teuren Jubiläums-Version.

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Hier noch ein zweites Beispiel, welches die Wiederauferstehung eines ganzen Musikzweiges belegt. Wie Phönix aus der Asche erscheint die Schweizer Traditionsmarke Thorens wieder auf der Bildfläche. Der Hersteller von hochwertigen Plattenspielern wurde ebenfalls vom Siegeszug der CD überrollt und ging 1999 pleite. Der Unternehmer Heinz Rohrer sicherte sich die Markenrechte und produziert seit 2004 wieder Plattenspieler. Und auch hier zeigen die Verkaufszahlen nach oben.

Und die Entwicklung geht weiter. War dereinst die Pressung auf Vinyl eine Revolution könnte im Jahr 2019 der nächste Meilenstein anstehen. Der Österreicher Günter Loibl will die Eigenschaften der Pressvorlage optimiert haben. Er berechnet die Rille per Computer und graviert dann per Laser den digital konstruierten Sound Canyon auf eine Pressvorlage aus Keramik. Der Vorteil: Keramik ist beständiger als das bisher verwendete Metall, sodass die auch die x-te Pressung noch dieselbe Qualität hat wie die erste. HD-Vinyl nennt Loibl sein neues Produkt.

Wir sind uns sicher, der Siegeszug der Schallplatte wird weiter gehen.