Enwie Kej – Nun ist es also erschienen, das mutmaßlich letzte Album der Ersten Allgemeinen Verunsicherung oder kurz der EAV. Ob es aber tatsächlich das letzte Album bleibt? Wir würden den Österreichern, die stets den Schalk im Nacken tragen, durchaus zutrauen, dies auch einfach mal so als Marketing-Gag einzusetzen. Wir haben die Doppel-Vinyl bei uns auf dem Plattenteller und lauschen dem Klamauk.
Unter dem Motto Alles ist erlaubt, malt die EAV ein morbides Bild des aktuellen Zeitgeschehens, in der Täuschungen und Lügen Pflicht sind, Kriege eine wirtschaftliche Notwendigkeit darstellen und Spekulationen mit Nahrungsmitteln die skrupellosen Reichen noch reicher machen. Und wie der Name bereits andeutet, hat sich die EAV nun das Recht herausgenommen, musikalisch und inhaltlich das zu machen, was ihr gefällt. Das Album zieht eine gewollt anarchistische Bahn vom romantisch-, nachdenklichen Lied, über rockig-bockiges bis hin zum obligaten Nonsens-Konsens in “Reimkultur”, aber auch autobiographische Ansätze werden aufgearbeitet.
Video: EAV – Trick der Politik
Kaum ein Thema ist zu jeder Zeit so aktuell wie das der ersten, neuen Auskopplung der EAV. Der Trick der Politik der österreichischen Satiriker beschreibt gewitzt die Wahlkampfversprechen und Taktiken der Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker. Gekonnt ziehen Sänger Klaus berhartinger und Texter und Komponist Thomas Spitzer auch das international bedeutsame Resümee: „Winkt ein Vorteil, dann greif’ zu’, / denkt sich so manches Mitglied der EU. / Doch wenn es ums Asylrecht geht, / ist’s vorbei mit der Solidarität! /“ Im Video wird das Thema zum Puppenspiel: Politiker, Zauberer und andere faule Eier. Angelehnt an Grillparzers „Weh dem, der lügt“ bleibt dieses alternativlose Marionetten-Spiel unter der Leitung von Baron von Münchhausen ganz der Tradition der großen Opera Bluffo verpflichtet. Verstärkt wird das Ensemble der Augsburger Puppentrick-Kiste durch die Wiener Bauernfänger-Knaben. „Wir bluffen das!“, meint Thomas Spitzer zu seinem mit selbst modellierten Karikaturen gestaltetem Video-Clip.
In typischer EAV-Manier kommt der Salatisten-Mambo daher. Wortwitze, Schüttelreime, Nonsens. Und ein bisschen Kritik an einem Phänomen, dass die Industrie Millionen scheffeln und manch eine vermeintlich gesunde Ernährungsweise zu einem fanatischen Lebensstil verkommen lassen kann. Es ist ein Titel für alle eingefleischten Veganer, die sich selbst nicht zu wichtig nehmen. Und ein Lied gegen all jene, die es tun. Im angehenden Veganozoikum legt es die EAV nicht darauf an, Tierliebhaber und ausgewogene Gesundernährer zu veräpfeln, sondern wundert sich, was neben der neuen Spezies des Homo-Salatiens und anderen militanten Müslimanen auch die besserverdienende Elite der uperfood-Fans für manche Produkte zu zahlen bereit ist, weil sie gerade in Mode sind.
Beim Song Gegen den Wind holen sich die Verunsicherer Verstärkung durch den österreichischen Musiker Lemo. Der Track ist eine friedens(-sehn-)süchtige Rockballade, angelehnt an Miguel de Cervantes „Mann von la mancha“, die alle aufgebrachten Rassistenfeinde und Friedensbewegten zu einer entflammten Einheit zusammenschweißen soll.
Mit Coole, alte Sau sollen auf keinen Fall Parallelen zu der Autobiographie des Texters und Komponisten der EAV gezogen werden. Der Song ist eine augenzwinkernde Rückschau auf einen, der auszog, um seinen Organen das Fürchten zu lehren. Zudem gewährt er einen Blick auf ein ungebremstes Chaoten-Leben mit dem Resümee, dass in Würde altern dem Untergang der Titanic gleicht und man sich nur mit Humor, im Rettungsboot im schäumenden Meer des Elends, über Wasser halten kann. Könnte dann doch autobiografisch sein.
Auch gehört die Religionskritik traditionsgemäß zum Oeuvre der EAV wie das Amen in der Kirche. Dass es ohne Religions-Dialog keinen Weltfrieden geben kann, weiß inzwischen sogar der unfehlbare Chef vom Vatikan. Ihm und anderen ist der Titel Rabenschwarz und Weiß gewidmet, der die mono-deistische Götter-Belämmerung unter einem neuen Gesichtspunkt persiflierend betrachtet.
Am rechten Ort – Allen Mitteleuropäischen Wohlstandsbürgern, die an akuter Unzufriedenheit leiden, wäre aus therapeutischen Gründen dringend anzuraten, ein Jahr in der dritten Welt oder in einem der zahlreichen Kriegsgebiete zu verbringen, um zu erkennen, was wirkliche Probleme sind. Nicht zuletzt ist der Song auf wieder eine sehr persönliche Ballade, die Sänger Klaus Eberhartinger und Komponist und Texter Thomas Spitzer gleichermaßen verbindet: Seit Anfang der 1990er Jahre leben sie in Kenia und haben dort seitdem viel über Bescheidenheit und luxusfreie Zufriedenheit gelernt.
In eine ähnliche Richtung geht der Titel Rechts 2/3. Vielleicht sollte man sich der Angst vor Veränderungen manchmal entgegenstellen, die Wahrheit suchen und nicht den Populisten das Feld überlassen.
Ein wenig zielt auch der Titel Erzöh´ ma´ des… darauf ab. Alles hat ein Ende, nur der Stuss hat keins. Jeder kennt ihn, jeder hasst ihn, keiner entkommt ihm! PlattitüdenFredl und Konsorten, haben sie dich einmal als Opfer auserkoren, wird dir erst durch lautstarkes Gelabra-Kadabra das akustische Sensorium perforiert. Dann wirst du solange mit sinnfreiem Dauer-Sermon gefoltert, bis der Nervtot eintritt. Eine mögliche Reinkarnation ist nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn man sich sicher ist, ihnen im nächsten Leben nicht noch einmal zu begegnen. Doch die Chancen stehen schlecht…
Das EAV-Album Alles ist Erlaubt erscheint als Doppel-Vinyl und kostet beim Platenhändler 22 Euro. Wir mussten zwar mache Titel mehrmals hören, um den Wortwitz zu erwischen (bestimmt sind uns immer noch welche durch die Lappen gegangen), aber auch das macht den Reiz dieses Albums aus.
Tracklist EAV – Alles Ist Erlaubt (Vinyl) 
1. Alles ist erlaubt
2. Am rechten Ort
3. Trick der Politik
4. Erzöh’ ma’ des
5. Imam
6. Rabenschwarz und Weiß
7. Coole, alte Sau
8. Gegen den Wind – EAV feat. Lemo
9. Müßiggang
10. Es ist nie zu spät
11. Salatisten-Mambo
12. Das Wandern
13. Rechts 2/3
14. Der letzte Brief
15. Verflucht
16. s Glück
Tickets 1000 Jahre EAV Abschiedstournee
05.02.2019 Fehring Sporthalle
06.02.2019 Fehring Sporthalle
08.02.2019 Balingen Volksbank Messe
09.02.2019 Pratteln (CH) Z7
10.02.2019 Duisburg Theater am Marientor
11.02.2019 Ramstein Haus des Bürgers
12.02.2019 Würzburg CCC
13.02.2019 Stuttgart Liederhalle
14.02.2019 Deggendorf Halle 2
15.02.2019 Reichertshausen Ilmtalhalle
16.02.2019 Bayreuth Oberfrankenhalle
17.02.2019 Dresden Alter Schlachthof
19.02.2019 Erfurt Messehalle
20.02.2019 Braunschweig Stadthalle
21.02.2019 Hamburg Mehr Theater
22.02.2019 Rostock Stadthalle
23.02.2019 Leipzig Haus Auensee
24.02.2019 Chemnitz Stadthalle
25.02.2019 Halle Steintor-Variete
02.03.2019 Zürich (CH) Theater 11
03.03.2019 Nürnberg Meistersingerhalle
04.03.2019 Landshut Sparkassenarena
05.03.2019 Berlin Admiralspalast
06.03.2019 Frankfurt Jahrhunderthalle
09.03.2019 Regensburg Donauarena
10.03.2019 München Deutsches Theater
12.03.2019 Innsbruck Olympiahalle
13.03.2019 Bregenz Festspielhaus
16.03.2019 Amstetten Eishalle
17.03.2019 Wr. Neustadt Arena Nova
18.03.2019 St. Pölten VAZ
20.03.2019 Linz Tipsarena
26.03.2019 Wien Stadthalle D
04.05.2019 Wolfsberg Eventhalle
05.05.2019 Salzburg Salzburgarena
06.05.2019 Graz Stadthalle
07.05.2019 Graz Stadthalle
28.06.2019 Kempten Big Box
29.06.2019 Zürich (CH) Theater 11
01.07.2019 Stuttgart Liederhalle
18.07.2019 München Tollwood