Website-Icon Der Vinylist

DA NICH FÜR! – Dendemann trifft Hildegard Knef

Dendemann veröffentlicht sein neues Album DA NICH FÜR! (c) Nils Müller

Dendemann veröffentlicht sein neues Album DA NICH FÜR! (c) Nils Müller

Enwi Kej – Am 25. Januar 2019 hat das Warten für alle Daniel Ebel-Fans nun endlich ein Ende. Genau, dann steht das neue Dendemann-Album DA NICH FÜR! in den Plattenregalen. Immerhin 8 Jahre hat sich der Rapper seit seinem letzten Album Zeit gelassen. Grund dafür dürfte auch sein TV-Engagement beim NEO-Magazin Royale gewesen sein. Um die Wartezeit zu verkürzen wurden vorab immerhin drei Tracks aus dem neuen Album als Download veröffentlicht. Und ab Freitag gibt es die volle Dröhnung mit insgesamt 12 neuen Songs. Wir haben das Album bereits vor-gehört.

Video: DENDEMANN – Menschine

Das Album startet mit dem Titel Ich Dende Also Bin Ich, der den Zuhörer in die Gedankenwelt von Dendemann einführt. In eine Sicht, die mit den Worten von DENDEMANN, dessen charakterliche Eigenheiten der Song in gut drei Minuten auf den Punkt bringt. Und bereits jetzt spielt der Künstler mit seinem beliebten Hang zur Selbstironie und Understatement. “Spätzünder ja, aber Blindgänger nein, doch all die abertausend’ Gründe waren und sind streng geheim“, rappt er – und erzählt so auch die Geschichte dieses Albums.

In Alle Jubilare Wieder geht es dann um den Hedonismus der Berliner Party-Republik – Weimar lässt hier grüßen -, der ja gleichzeitig auch ein Tanz am Rand des Vulkans ist. Gastsänger Casper nutzt dabei seinem Teil, um seinen ganzen Abscheu über dieses Lebensmodell in die Welt hinaus zu kotzen. Bis hierhin ist alles erstaunlich reduziert und getragen. Es ist gelungen, ein völlig eigenes Klangbild für diese Musik zu entwerfen, das sich stilistisch am samplebasierten Sound alter Prägung orientiert, aber viel fetter und ereignisreicher ist. Eine Basis, auf der der Rapper ideal seine Tugenden ausspielen kann.

Auch auf DER VINYLIST
Album-VorschauDa Nich Für! von Dendemann
Appetizer: Dendemann stellt LITTBARSKI vor

Und es geht natürlich um Wortspiele. Zeitumstellung etwa lebt in der Hook von einem, das bei anderen platt wirken könnte, hier aber in kluger Zeitgeistdiagnostik und einem Aufruf zum Widerstand gipfelt: “Endlich wieder Zeit um Stellung zu beziehen“, singt Beatsteaker Arnim Teutoburg-Weiss alias Teutilla, es geht natürlich um die neue Rechte.

Das resignative Zauberland basiert auf einem Sample des gleichnamigen Rio Reiser-Songs. Doch anders als das ursprpngliche Zauberland, das einer vergangenen Liebe hinterhertrauerte, beschreibt Dendemann in seiner Version das tägliche Drama geflüchteter Menschen.

In dem an Kraftwerk erinnernden Industrial-Rap Menschine geht es dann um jene perfektionierte Form von Selbstausbeutung in neoliberalen Zeiten, die unter dem Euphemismus Individualität bereitwillig bis ins selbstoptimierte Privatleben ausgedehnt wird.

Bisweilen ist es dann offenbar so, dass die gesellschaftliche und politische Entwicklung, den Rapper bisweilen Müde macht, wie es im gleichnamigen Song heißt. Einem natürlich alles andere als müde gerappten Track in dem der heimliche Top-Star dieses Albums seinen Auftritt hat: Hildegard Knef. Dende ist müde von “Populismus“, “Sexismus“, und von “den harten Typen mit den abgebrühten Plattitüden“. Hilde spendet Trost.

Gefeiert wird natürlich auch. Straight 4-to-the-floor und ein echter Bouncer ist das mit Trettmann dargebotene Littbarski. Ein Song, in dem es nicht etwa um Pierre Littbarski, den ehemaligen Kicker des 1. FC Köln geht, sondern um die ausgehbegeistertere, bessere Hälfte.

Das melodramatische Wo Ich Wech Bin wiederum rekapituliert die frühen Dende-Jahre. “Es geht um alle möglichen Dinge, die in meiner Heimatgegend passiert sind“, sagt er. “Komplett verständlich ist das vermutlich nur für zwei, drei Leute, die ich kenne.“

Gegen Ende des Albums kommt es zu einer Wiedervereinigung der besonderen Art: BGSTRNG, mit klassischen Scratchings und einem straighten Beat, ist zu gleichen Teilen im Hamburg des Jahres 1998 angesiedelt, wie im Hier und Jetzt. Man hört Samples von Schwester Ewa, Tone, Motrip – und ein paar alte Bekannte aus jenen frühen Hamburger Tagen. “Die Beginner sind dabei, weil sie dabei sein mussten“, sagt Dendemann.

Das Album Da Nich Für! ist ein typisches Dendemann-Album, denn dieser rappt mit seiner ganz besonderen Sprache, die er hier zur Perfektion verdichtet hat, und die außer ihm niemand beherrscht. Es ist eine nicht nur für dieses Genre besondere Sprache, die frei ist von Rap-Klischees. Es gibt keine Sexismen, keine Herabwürdigungen, keine Gossensprache, nicht einmal die bei vielen immer noch übliche Dicke Hose. Dendemann bleibt sympathisch und bodenständig. Er ist ein präziser Beobachter, ein kluger Zeitgeistanalytiker und die besten seiner Texte leben von einem einmaligen Wortwitz.

Es gibt auf Da Nich Für! eine ganze Reihe prominenter Gäste, doch man erkennt sie nicht immer gleich. So gab es u.a. Unterstützung von Hildegard Knef, Trettmann, Casper, den Krauts, Arnim Teutoburg-Weiss oder den Beginnern. Das neue zwölf Tracks starke Album erscheint am 25. Januar auch auf Vinyl. Für knappe 23 Euro kann Da Nich Für! bereits heute vorbestellt werden. Bei einer Spielzeit von 42 Minuten ergibt sich ein Kostenindex von 0,55 Euro/Minute.

Tracklist Dendemann – Da Nich Für! 

1. Ich Dende Also Bin Ich
2. Alle Jubilare Wieder feat.Casper
3. Keine Parolen
4. Müde
5. Menschine
6. Drauf & Dran
7. Wo Ich Wech Bin
8. Zeitumstellung feat. Teutilla
9. Zauberland
10. BGSTRNG feat. Beginner
11. Littbarski feat. Trettmann
12. Nochn Gedicht

Surftipps Dendemann

website | facebook | twitter | amazon

Tickets Dendemann A NICH FÜR! Tour

04.02.19 – Hannover, Capitol
05.02.19 – Bremen, Schlachthof
06.02.19 – Osnabrück, Rosenhof
07.02.19 – Dortmund, FZW
09.02.19 – Münster, Skaters Palace
10.02.19 – Frankfurt, Batschkapp
11.02.19 – Heidelberg, Halle02
12.02.19 – Stuttgart, Im Wizemann
13.02.19 – München, Muffathalle
16.02.19 – Karlsruhe, Substage
17.02.19 – Köln, Carlswerk Victoria
18.02.19 – Wiesbaden, Schlachthof
22.02.19 – Erlangen, E-Werk
23.02.19 – Dresden, Reithalle
25.02.19 – Leipzig, Werk2
27.02.19 – Hamburg, Mehr! Theater
28.02.19 – Berlin, C-Halle

Die mobile Version verlassen