Enwie Kej – Am 2. August veröffentlichte die Hamburger Musikerin Lina MALY ihr zweites Album KÖNNTEN AUGEN ALLES SEHEN. Der Titel ist gut gewählt und sollte eigentlich auch ein Fragezeichen enthalten. Denn auf die eher rethorische Frage gibt es natürlich nur eine Antwort: Nein. Es geht um Gefühl und auch um Verstand, die dabei helfen das Erlebte zu verarbeiten. Neugierig haben wir uns das oft schwierige Zweitwerk zu Ohren geführt.
Video: Lina Maly – Ich Freue Mich
Drei Jahre sind seit ihrem Debütalbum NUR ZU BESUCH vergangen. Mittlerweile lebt Lina Maly in Berlin und hat weiter an neuen Songs gearbeitet. Das neue Album ist mit seinen Hymnen eine musikalische Fortsetzung des Debüts. Dafür nimmt Maly die Zügel dann auch selbst in die Hand. „Ich habe bewusst versucht, im Vergleich zur ersten Platte möglichst alles selbst zu machen, insbesondere die Songs alleine zu schreiben.“
Mit Mond startet die 11 Tracks starke Scheibe und schon zieht Lina Maly den Zuhörer in ihren Bann, wenn sie mit dem ewigen Hin und Her der Gefühle hadert. „In meinem Gehirn herrscht eifriges Chaos und mit meiner Musik versuche ich, dieses Durcheinander zu ordnen“, erklärt die Sängerin. Kommt die Ballade zunächst sehr zart und gefühlvoll daher, nimmt sie nach und nach Fahrt auf. Aus Schunkeln wird unerwartetes Füße wippen. Gesicht erscheint uns dann fast so wie eine Art Fortsetzung der Social-Media-kritischen Single Schön Genug von ihrem Erstlingswerk. Und auch hier ein klares Statement: “Deine Liebe verdient so viel mehr!”. Über die flotte Nummer Ihr Seid Mir Egal im “Lonesome Cowboy-Style” geht es weiter zu Unterwegs. Ein Song in dem Lina Maly den Wunsch nach dem Loslassen von bekannten Konventionen auf der Zunge trägt. Sie ist einfach unterwegs, lässt sich treiben und muss die Welt selbst erleben. Sie will ihre Erfahrungen selbst machen. Dazu ein Sound, bei dem man einfach nur in den Himmel schauen möchte und die Gedanken treiben lassen möchte.
Lina präsentiert dann mit Warmes Schweigen einen musikalisch starken und textlich originellen Song auf dem sie zu einem etwas urbaneren Beat über eine enge Freundschaft singt. Und dann zeigt Lina Maly wie man auch mit einem Beziehungsende umgehen kann. Ich Freue Mich ist eine einzige und starke positive Botschaft, welche Chancen sich aus einer Trennung ergeben.
Und dann Nomade, unser Lieblingssong der Scheibe. Gemeinsam mit Disarstar wagt sich Lina auf wohl eher ungewohntes Terrain und rappt das Intro. Und das gar nicht mal schlecht. Ganz kommt sie freilich nicht an den Rapper heran, aber wenn die beiden im Duett performen passt das sehr schön zusammen und die Anlage muss gleich noch ein wenig mehr aufgedreht werden.
Mit Was Du Mir Gibst zeigt sich die Sängerin wieder von ihrer balladesken und gefühlvollen Seite. Lautstärke wieder runterdrehen und runtertouren. Das ist ein starker Break, mit dem wir erstmal klar kommen müssen. Auf Nur Du bereitet uns der Titel dafür prima vor. Denn es geht in der gleichen Tonart weiter, aber es wird wieder Tempo aufgenommen. Schnee Fällt Von Allein nimmt dann diese Tempo noch einmal auf bevor die Hamburgerin das Album ganz langsam mit Ich Lass Los ausklingen lässt.
Fazit
Lina Maly wollte für ihr zweites Album mehr und weniger zugleich. Weniger Einflußnahme von Außen und mehr von sich selbst zeigen: „Ich habe mir gesagt: Wenn ich das jetzt mache, wenn ich jetzt diesen Weg gehe, dann so richtig.“ Wir meinen, das ist ihr auf jeden Fall gelungen.
Tracklist Lina Maly – Könnten Augen Alles Sehen 
1 Mond
2 Gesicht
3 Ihr Seid Mir Egal
4 Unterwegs
5 Warmes Schweigen
6 Ich Freue Mich
7 Nomade feat. Disarstar
8 Was Du Mir Gibst
9 Nur Du
10 Schnee Fällt Von Allein
11 Ich Lass Los