Enwie Kej – Am 03.03.2023 erscheint mit PLAYFUL MIND das neue Album der TIL SCHNEIDER BAND. Da die Vinyl unter besonderen Umständen aufgenommen wurde, haben wir uns mit Til direkt mal darüber unterhalten, warum der 10 Songs starke Longplayer für ihn so außergewöhnlich geworden ist. Übrigens ist die Vinyl auf nur 500 Stück limitiert.
Video: Til Schneider Band – Queen of Carnival
Til Schneider Band – Playful Mind
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Der Vinylist: Ihr habt euer neues Album PLAYFUL MIND diesmal komplett analog aufgenommen? Was war der Grund dafür?
TIL: Oh, da gibt es so viele gute Gründe für. Der Klang ist besser. Es geht dabei aber nicht alleine um den Tonträger Vinyl. Wir haben das ganze Album vollständig analog auf alten Bandmaschinen live in einem wunderbar klingenden großen Recording-Studio aufgenommen. Mit einem riesigen analogen 24-Spur Mischpult und feinsten state-of-the art Mikrophonen aus den 60er-Jahren, der Blütezeit der Tonstudio- und Radiotechnik. Ohne Netz und doppelten Boden oder der Chance im Nachgang noch etwas zu ändern oder auszubessern. Dafür aber mit diesem warmen, vollen und natürlichen Klang. Zum Schluss bekam ich einfach zwei dicke 2-Zoll-Tonbänder mit allen Spuren und 1/4- Zoll-Masterbänder in die Hand gedrückt, die ich dann ins Presswerk geschickt habe. Dort wurden sie direkt vom Tonband ins Vinyl geschnitten. Übrigens war ein Schallplattenpresswerk, dass über alte Bandmaschinen und Schneidetische verfügt, um diese physischen Masterbänder überhaupt zu verarbeiten, gar nicht so leicht zu finden. Dazu liegen die Produktionszeiten derzeit bei 6 bis 12 Monaten. Daher hat alles etwas länger gedauert und war auch ziemlich kostspielig. Aber es ist jeden einzelnen Cent wert, denn das Ergebnis ist umwerfend. Diesen Sound kann man anders einfach nicht erreichen. Ich habe unsere Alben mit verschiedenen Bands fast immer auch auf Vinyl pressen lassen, aber so radikal hab ich es noch nie vorher gemacht. Ich glaube, ich will das jetzt immer so machen!



Es ist nicht nur der Sound, auch das Gefühl beim Einspielen ist ein ganz anderes. Wenn es Klick macht und das Tape läuft und der Schlagzeuger zählt ein, dann weißt du, jetzt ist der Moment. Das ist etwas ganz anderes als im Homestudio den neunzehnten digitalen Take aufzunehmen und zu denken: „Ach egal, das mach ich nachher beim Editing.“ Wir haben auch keinen Song öfter als 2 Mal aufgenommen und immer nur einen Take behalten. Es war für mich eine magische und freie Atmosphäre im Studio. Auch das Mixing und Mastering – alles klang von vornherein schon so schön. Wir hatten dann noch einen analogen Fairchild Kompressor für’s Mastern. Oh yeah! Dann zu sehen, wie das Tape für das Masterband mit einem Cutter geteilt und wieder in der richtigen Reihenfolge zusammengeklebt wird, ist cool. Und auch aufregend. Ein falscher Schnitt und alles ist dahin.
Auf dem Vinyl-Album hört man also NICHTS digitales. Großes Ehrenwort. Die gesamte Produktion ist so sehr aufwendig und deutlich kostenintensiver. Also bedeutet Vinyl für mich auch ein leeres Bankkonto. Nein, im Ernst, so schlimm ist es nicht. Aber unser Anspruch ist schon, auch ein paar Platten zu verkaufen.
Ein weiterer Grund für Vinyl ist die Optik und der Moment des Abspielens. So ein schönes großes Cover in der Hand zu halten und dann geht die Nadel runter und die Platte dreht sich und da steht dein Name drauf. Das ist das Beste!
Wir merken sofort, was dir diese Produktion bedeutet. Du kommst ja richtig ins Schwärmen! Aber der Schritt wird ja noch radikaler, indem ihr gleichzeitig komplett auf ein Streaming Angebot verzichtet.
Ja. Bei Playful Mind, das so persönlich ist und wo so viel Liebe, Arbeit und handwerkliches Geschick (Wir hatten mit Dirk Baldringer vom Studio 25 einen sehr guten Tontechniker und Soundvirtuosen) drin steckt, fühlt sich Streaming einfach nicht richtig an.
Hat der Verzicht auf Streaming auch etwas damit zu tun, dass ihr den Musikkonsum wieder bewusster gestalten wollt?
Naja, wir wollen nicht grundsätzlich die aktuellen Hörgewohnheiten der Musikkonsumenten ändern. Wir möchten einfach ein schönes Album machen und das dann anbieten. Und wer Lust auf handgemachte Musik mit einem richtig geilen Sound hat, kauft sich dann hoffentlich das Album auf Vinyl und genießt es in vollen Zügen.
Was bedeutet das neue Album für dich persönlich? Was möchtest du damit ausdrücken?
In der Platte steckt alles was ich zu bieten habe. Eigentlich mein ganzes Leben, so wie es derzeit eben ist, nicht mehr und nicht weniger. Hinter mir liegt eine aufregende und sehr emotionale Reise. Und die ist ja längst nicht vorbei. Aber das erste Kapitel ist nun geschrieben. Das Album ist vollendet, ich halte die frisch gepresste Vinylscheibe in der Hand und ich könnte mit dem Ergebnis nicht glücklicher sein. Das schwarze Gold dreht sich auf meinem Plattenteller und klingt so schön!
Und es werden wundervolle Erinnerungen wach. An die Aufnahmen und das Mixing/Mastering in Dirk Baldringers gemütlichem Tonstudio. Die Zeit im Studio, obwohl so intensiv und aufwühlend, war für mich wie Urlaub. Andere fliegen nach Thailand oder Miami, ich geh’ ins Studio. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders bei Titia Handoko, Steffen Thormählen, Gero Körner, Werner Lauscher, Paloma Castro und Dirk Baldringer für ihre großartige Unterstützung bedanken.
Ich wünsche mir in erster Linie, dass die Menschen sich wohlfühlen wenn sie die Platte hören. Das Album ist ziemlich laid-back, oder? Die Songs habe ich alle 2021 und 2022 geschrieben. Es gab so viele Regeln und eine gewisse Enge, auch in den Köpfen. Die Songs handeln daher viel von Freiheit und Weite. Ich konnte mir mit dem Songwriting ziemlich viel Zeit lassen, es war ja nicht viel los, wie wir uns erinnern. Ich hoffe das merkt man der Musik und den Texten an. Die Songs stehen bei der Platte im Mittelpunkt – obwohl ich ja Gitarrist bin und ein guter Gitarrensound mir auch sehr wichtig ist.
Und ich hatte so wunderbare Musiker mit mir im Studio. Einer wundervoller als die andere. Werner Lauschers Bass klingt so gut und geschmackvoll. Ich würde mir die Platte allein schon deshalb kaufen. Titia Handoko hat eine wunderschöne Stimme und die Duette mit ihr oder auch ihr sirenenhafter Gesang im Mittelteil von Song about you sind was ganz Besonderes für mich. Steffen Thormählen hat so gut getrommelt und Gero Körner ist ein Ass an Hammond Orgel und Klavier gleichermaßen. Palomas zusätzliche, klare Backing-Vocals sind dann die Kirsche auf der Sahne. Ich nenne den Stil „Bohemian Blues“. Southern Rock, urbaner Soul und entspannter SoftRock (ich liebe den Ausdruck!) verschmolzen zu mondänen Popsongs mit funky Blues Gitarre.
Was steht als nächstes auf dem Programm, wo kann man euch mal live erleben?
Wir promoten jetzt erstmal das Album. Wir hatten gerade ein Preview-Konzert im Luxor in Köln, einem meiner favorisierten Live-Clubs, wo wir die Songs der Platte erstmals live mit der ganzen Band präsentiert haben. Die Show wurde komplett in Ton und Bild aufgenommen. Klingt richtig gut und wir veröffentlichen jetzt nach und nach einige Live-Videos. Am Freitag, den 17.03.2023 steht dann das Release-Konzert zum Album an. In der AREA28, einer tollen, neuen Live-Location in Aachen. Danach gibt es einige weitere Live-Termine im April. Im Mai veröffentlichen wir noch eine Vinyl-Single, auf der unsere Sängerin Titia besonders gefeatured wird. Die Single ist bereits fertig produziert. Vielleicht können wir dann noch einmal darüber sprechen, wenn es so weit ist. Im Mai geht es dann auch gleich wieder ins Studio. Diesmal in den Niederlanden in ein riesiges Analog-Studio mit Tennisplatz und Pool, haha! Im 70er-Jahre bohemian Rockstar-Stil. Ende 2023 ist eine Spanientour geplant. Hier ist es einfach zu kalt.
Til, vielen Dank für Deine Zeit. Wir wünschen Dir viel Erfolg mit Playful Mind!
Tracklist Til Schneider Band – Playful Mind
- Queen Of The Carnival
- Good Time Charlie
- Birds
- In This Together
- Freak Flag
- Kind Of Free
- A Life By The Sea
- Street
- Song About You
- Move
Kenne die Band nicht, aber Til Schneider scheint seine Musik zu lieben und das ist die Basis für alles. Ich höre gerne mal rein.
So schön 🙂
i like this retro thing