Ada – Am 26.5.2022 gab sich Justin SULLIVAN, auch bekannt als Frontmann der britischen Indie-Band New Model Army, ein Stelldichein an der hessischen Bergstraße in Bensheim. Und so wie Justin Sullivan 42 Jahre brauchte, um in Bensheim ein Konzert zu spielen, so habe ich auch Jahrzehnte gebraucht, um an einem Sitzkonzert teilzunehmen. Und es war schön!

Video: Justin Sullivan – Amundsen

Singer und Songwriter Justin Sullivan ist seit langem mal wieder als Solokünstler unterwegs, seit 18 Jahren das erste Mal mal wieder, um genau zu sein. Ich habe ihn bisher nur mit New Model Army gesehen und war sehr gespannt, wie Justin sich als Solokünstler präsentieren würde.

Konfigurationen Justin Sullivan – Surrounded

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Und so war es: Eine Gitarre, ein paar Pedale und ein Stuhl, mehr nicht. Justin erzählte, dass er darauf angesprochen wurde, dass es doch schön sei, ein Konzert so „pure“, so rein, zu geben. Daraus stellte er sich die Frage, wie „pure“ wir doch alle seien und die Antwort ist ein eindeutiges: nicht so richtig. Bad Old World folgte als Song. Seine Musik und seine Stimme werden durch die persönlichen Erklärungen zwischen den Songs verstärkt. Die Frage, wie groß wir im Verhältnis zum Universum und zur Zeit sind, lässt sich leicht beantworten: Winzig. Wichtig ist Mr. Sullivan, dass es kein wir/ihr (us/them), keine Abgrenzung gibt, sondern die Zusammengehörigkeit. All das auch gerade im großen Kontext der Weltpotitik. Loyalität ist das Thema. Er differenziert zwischen Teilbereichen: Loyalität zur Familie, zur Gegend, zum Verein und zur Fahne. Lustig fand ich sein Faible für das Lesen von Graffitis. Er hat vor 30 Jahren eine Botschaft im Ausland gesehen: I am sorry. „Wer schreibt denn so etwas?“ fragt er. Dann 30 Jahre später in England ein weiteres Graffiti: I am really sorry. Ob das wohl derselbe Sprayer war?

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Mein persönliches Highlight als New Model Army-Fan war Ballad of Bodmin Pill, dazu konnte ich gar nicht anders als Tanzen. Mitgenommen und verzaubert wurde ich aber den ganzen Abend durch die balladenartigen Songs, getragen von der intensiven Stimme Justin Sullivans. Insgesamt alles etwas gesetzter als bei NMA, aber einfach herrlich. Zwei Stunden vergingen wie im Flug. Mit Amundsen, Coming With Me, Stone and Heather, Unforgiven, 28th May und Rip Tides spielte er Songs seines Soloalbums Surrounded von 2021. Dazwischen positionierten sich viele alte und neue Lieder von New Model Army.

In Deutschland gibt es laut Justin noch eine gute Klubkultur. Wir sollen uns das so lange wie möglich bewahren. Das Rex in Bensheim ist auch ein schöner, kleiner Klub mit Bars, Stehtischen und einer Bühne. Ich habe mich da sehr wohlgefühlt.

Das Publikum ist wie bei einem New Model Army Konzert im gesetzteren Alter, die Fans von früher, die Fans von jetzt. Tatsächlich ist aber auch ein junges Mädchen mit im Publikum. Die Fans von morgen? Anbei unten die offizielle Setlist. Wenn ich richtig gehört habe, fehlte der Song Strogoula. Dafür hielten sich Headlights und Over the Wire nicht an die geplante Reihenfolge.

Insgesamt war es ein wunderschöner, kurzweiliger Abend zum Zuhören, für einige auch zum Tanzen. Danke schön! Ich werde zum Solokünstler Justin Sullivan wiederkommen. Freue mich aber zusätzlich auf seine Tour mit New Model Army im Herbst durch Deutschland.

Setlist Justin Sullivan Rex Bensheim

  1. Maps
  2. Changing of the Light
  3. Amundsen
  4. Coming With Me
  5. Unforgiven
  6. 28th May
  7. The Attack
  8. No Greater Love
  9. Rip Tides
  10. Strogoula
  11. Marrakesh
  12. Over the Wire
  13. Headlights
  14. Stone and Heather
  15. Where I Am
  16. Passing Through
  17. You Weren’t There
  18. Bad Old World
  19. Eyes Get Used to the Darkness

Zugabe

20. Fate
21. Ballad of Bodmin Pill

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